Prozess gegen Aarona K. und Ndiame D. ausgesetzt

Am Dienstag hat der Prozess am Amtsgericht Bamberg gegen zwei senegalesische Geflüchtete begonnen und musste umgehend wieder ausgesetzt werden. Aarona K. und Ndiame D. werden fälschlich der gefährlichen Körperverletzung beschuldigt, obwohl sie lediglich Zeugen eines gewalttätigen Übergriffs am 5.9.2017 durch den privaten Sicherheitsdienst gegen einen dritten Geflüchteten in der Kantine der AEO Bamberg wurden.

Fünf ehemalige Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Fair Guards bzw. seiner Subunternehmen, die an dem Übergriff beteiligt waren, waren zur Verhandlung als Zeugen vorgeladen. Die Verhandlung wurde aber abgebrochen, ohne die Zeugen anzuhören, nachdem die Verteidigung diverse Anträge verlesen hat. Die Verteidigung hat zum einen beantragt, die Akten aus dem Ermittlungsverfahren, das derzeit gegen mehrere der Security-Zeugen geführt wird, zu dem Prozess beigezogen werden. Den Zeugen werden schwere Übergriffe gegen Geflüchtete vorgeworfen, u.a. wird gegen sie wegen eines versuchten Totschlags an einem senegalesischen Geflüchteten in der AEO Ende September 2017 ermittelt. Außerdem hat die Verteidigung die Beiziehung der Akte im Fall eines weiteren senegalesischen Geflüchteten beantragt, der ebenfalls im September 2017 von drei der Security-Zeugen schwer misshandelt wurde, wobei er mehrere Schneidezähne verlor. Nach dem Willen der Verteidigung soll der Betroffene auch als Zeuge in dem hiesigen Verfahren gehört werden. Das Gericht hat das Verfahren vorerst ausgesetzt um über die Anträge der Verteidigung zu entscheiden.

Die Anträge basieren neben Presseberichten auf eigene Recherchen, insbesondere verschiedener Zeugenaussagen. Diese bestätigen, dass das Ausmaß der Gewaltexzesse gegen Geflüchtete durch den privaten Sicherheitsdienst in der AEO Bamberg vor allem im Sommer und Herbst 2017 viel größer ist als bisher bekannt.

Die Anwesenheit zahlreicher Zuschauer*innen, Aktivist*innen und diverser Gruppen sowie Bewohner*innen der AEO sorgte für eine kleine Unterbrechung der Routine des Gerichts, das mit umfangreichen und langwierigen Einlasskontrollen reagierte.