Am 21. April 2019 kam es vor dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zu einem rassistisch motivierten, gewalttätigen Übergriff von Sicherheitsangestellten auf den 34-jährigen William Tonou-Mbobda. Dieser verstarb am 26. April 2019 an den Folgen des Übergriffs.
William Tonou-Mbobda hatte sich am 21. April freiwillig in die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses begeben. Bevor der Übergriff geschah, saß er vor dem UKE ruhig auf einer Bank und rauchte. Drei Sicherheitsangestellte des UKE sollten ihn zurück auf die Station bringen, wogegen er sich weigerte. Die drei Männer warfen ihn daraufhin zu Boden, fixierten ihn, traten und schlugen auf ihn ein. Zeug*innen zufolge rief Tonou-Mboda, dass er keine Luft bekomme. Eine Ärztin verabreichte ihm ein Beruhigungsmittel, woraufhin er das Bewusstsein verlor. Er musste wiederbelebt und in die Notfall-Intensivstation des UKE gebracht werden, wo er wenige Tage später verstarb.
Das UKE sprach zunächst von einem „medizinischen Zwischenfall“ und lehnte weitere Stellungnahmen ab. Es verständigte auch nicht die Angehörigen von William Tonou-Mbobda bzw. tat dies erst auf Betreiben der Black Community Hamburg. Der Hamburger Staatsanwaltschaft zufolge starb William Tonou-Mbobda an Herzversagen – das habe eine Obduktion am folgenden Tag ergeben. Mittlerweile ermittelt das Landeskriminalamt wegen Verdachts auf Körperverletzung mit Todesfolge gegen die zuständige Ärztin und die drei Sicherheitsangestellten. Die Familie Tonou-Mbobda fordert die Herausgabe des rechtsmedizinischen Untersuchungsberichts und möchte eine zweite, unabhängige Obduktion in Auftrag geben.
Sowohl die brutalen, zum Tode führenden Zwangsmaßnahmen als auch die nicht oder nur schleppend stattfindende Aufarbeitung durch das UKE und die Staatsanwaltschaft machen deutlich, dass William Tonou-Mbobdas Tod das Ergebnis von offenem und strukturellem Rassismus ist. Ein Mitarbeiter des UKE sagte laut Medienberichten, dass rassistische Ressentiments unter den Sicherheitsangestellten des UKE weit verbreitet seien. Der Tod von William Tonou-Mbobda erinnert an den durch rassistische Gewalt verursachten Tod von Achidi John, der 2001 im selben Krankenhaus durch einen Brechmitteleinsatz getötet wurde. Er verdeutlicht auch das generelle Problem struktureller Wachdienst- und Polizeigewalt gegen Geflüchtete und insbesondere Schwarze Menschen in Deutschland.
Tonou-Mbobda, der 2009 aus Kamerun nach Deutschland kam, wurde von den Sicherheitsangestellten und dem medizinischen Personal allein aufgrund seiner Hautfarbe als „gefährlich“ wahrgenommen, obwohl er Zeug*innen zufolge friedlich auf einer Bank saß. Den Tod eines körperlich völlig gesunden 34-jährigen als „medizinischen Zwischenfall“ zu bezeichnen, ist eine Verharmlosung der angewandten Gewalt und deckt die Täter.
Wir erklären uns solidarisch mit der Black Community Hamburg und unterstützen ihre Forderung nach Aufklärung und Gerechtigkeit!
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