Wir dokumentieren eine Presseerklärung der Bamberg Refugees und erklären uns solidarisch mit ihren Forderungen:
Demonstration, Mittwoch, 17. Januar 2018, 12:00 Uhr AEO Bamberg
(Erlenweg 4, 96050 Bamberg)
Das AEO-Lager in Bamberg (Aufnahmeeinrichtung Oberfranken) ist schlimmer als ein Gefängnis. Im Moment sind 1400 Menschen hier untergebracht, es gibt 3400 Plätze insgesamt. Wir, Geflüchtete, die im Lager leben, werden die andauernden Schikanen und die unmenschliche Behandlung nicht länger hinnehmen. Am Mittwoch den 17. Januar 2018 gehen wir raus und tragen unsere Forderungen auf die Straße. Unsere Forderung nach einem Leben in Würde. Wir rufen alle Geflüchteten in der AEO Bamberg, ebenso wie alle Unterstützer*innen, Helferkreise und Organisationen auf, sich unserer friedlichen Demonstration durch die Stadt Bamberg anzuschließen.
Zum Hintergrund:
Unsere Situation ist folgende: Wir kommen traumatisiert und ausgelaugt von unserer langen und gefährlichen Flucht in Bamberg an. Uns wird keine Zeit gegeben um anzukommen, wir werden sofort zu einer Kommission geschickt, um interviewt zu werden. Eine Woche später halten die meisten von uns die Ablehnung ihres Asylantrags in den Händen. Ab diesem Moment ist es, als wären wir inhaftiert. Unsere Ausweispapiere werden uns weggenommen, alles was wir bekommen ist ein Lagerausweis, ausgedruckt auf einem blanken Papier. Sogar unsere deutsche Aufenthaltsgestattungen oder unsere Duldung, bei denen die eine hatten, werden für ungültig erklärt.
Wenn die Entscheidung über unseren Asylantrag negativ ausfällt, bekommen wir kein Geld mehr. Nicht einmal junge Mütter bekommen einen Cent, sie kriegen weder Babynahrung, noch können sie es sich leisten welche zu kaufen. Wir dürfen nicht arbeiten oder Bamberg verlassen. Unsere Kinder können nicht in die Schule gehen, da sie automatisch mit den Eltern abgelehnt werden. Wir dürfen keine Deutschkurse besuchen. Nichtsdestotrotz müssen wir monatelang hier bleiben, manchmal sogar Jahre. Einige von uns sind schon fast zwei Jahre hier. Die Lager-Security schikaniert uns und wendet Gewalt gegen uns an und wir werden von von der Polizei und den Gerichten zu Unrecht beschuldigt. Die Polizei kann jederzeit kommen um unsere Räume durchsuchen, oder um einen von uns abzuschieben. Niemand kann so leben.
Wenn wir von hier fliehen und in ein anderes europäisches Land gehen werden wir in das Lager nach Bamberg zurückgebracht, weil unsere Fingerabdrücke hier liegen und Deutschland darum bittet uns hierher zurückzubringen. Aber wenn Deutschland uns nicht will, dann lasst uns bitte in ein anderes Land gehen, das unsere Rechte anerkennt. Deutschland ist nicht das einzige Land in Europa.
Wir haben genug von diesem Lager. Wir können so nicht weiter leben – nicht einen einzigen Tag. Wir werden behandelt wie Gefangene, nicht wie Flüchtlinge. Das werden wir nicht länger akzeptieren! Wir haben nach Schutz gesucht, aber wir müssen immer noch für unser Recht auf ein Leben in Frieden und Freiheit kämpfen. Es gibt für uns keine Gerechtigkeit – unsere alltäglicher Kampf geht einfach weiter. Wir werden unseren Protest auf die Straße tragen – und wir werden nicht damit aufhören, bis unsere Situation sich geändert hat.
Wir fordern:
- Viele von uns haben hier nur den weißen Lagerausweis, keinen deutschen Ausweis. Wir brauchen einen deutschen Ausweis und das Recht zu arbeiten
- Bildung ist ein universelles Recht für jedes Kind auf der Welt. Unsere Kinder müssen in die Schule und auch wir Erwachsenen müssen uns weiterbilden dürfen!
- Vielen von uns wird die elementare finanzielle Grundsicherung, die von dem deutschen Grundgesetz garantiert wird, verweigert – nicht einmal junge Mütter bekommen einen Cent für Babynahrung. Wir brauchen eine finanzielle Grundsicherung.
- Wir bleiben hier für Monate, einige fast zwei Jahre. Wir brauchen Verlegungen! Das AEO-Lager in Bamberg muss geschlossen werden! Kein Lager nirgendwo!
- Wir brauchen gute medizinische Versorgung.
- Die andauernden Schikanen und die unmenschliche Behandlung von uns Geflüchteten (durch Securities, Polizei und Ämter) müssen aufhören!
- Die Frauen brauchen eigene Räume mit Privatsphäre und Sicherheit
- Keine Abschiebungen! Nicht nach der Dublin-Verordnung und auch sonst nirgendwohin!
- Schluss mit Rassismus!
Wir werden nicht länger zuschauen, wie wir gejagt, verfolgt, schikaniert und letztlich abgeschoben werden. Wir sind davor geflohen: vor Verfolgung, Folter, Armut und Krieg! Wir gehen nicht zurück! Wir werden für das Recht zu leben kämpfen – und für das Recht, wie Menschen behandelt zu werden. Wir sind hier – und wir werden bleiben!