Verschiedene Formen von Polizeigewalt: Ein Kommentar zur Debatte nach G20

Das brutale Vorgehen der Polizei gegen die G20-Proteste hat eine längst überfällige Debatte um Polizeigewalt entfacht. Tatsächlich überraschten die enthemmte Gewalt gegen Demonstrierende, die Brutalität der Polizeieinsätze und die militärische Aufrüstung der Beamt_innen selbst demoerfahrene Menschen. Wasserwerfer, Räumpanzer, hochgerüstete Polizeieinheiten, die wie besinnungslos auf unbewaffnete Demonstrant_innen einprügeln  – Polizeigewalt bei Großereignissen mit starker Medienpräsenz produziert spektakuläre Bilder, die im Nachgang kontrovers diskutiert werden. Auch bei unserer Arbeit haben wir regelmäßig mit Gewalt zu tun, die von Polizist_innen ausgeübt wird. Es handelt sich hierbei meist um eine andere Form von Polizeigewalt, die eher selten medienwirksame Bilder produziert und sich gegen gesellschaftlich marginalisierte Gruppen richtet. Diese Form institutionalisierter Gewalt löst kaum öffentliche Entrüstung aus. Daher wollen wir die derzeitige – absolut notwendige und gerechtfertigte – Empörung gegen den Polizeieinsatz bei G20 nutzen, um das Augenmerk auch auf diese zweite Form von Polizeigewalt richten: PoC, schwarze Menschen, Obdachlose und Menschen in psychosozialen Ausnahmezuständen sind besonders häufig polizeilicher Willkür ausgesetzt. Sie werden ständig kriminalisiert, kontrolliert, schikaniert und gedemütigt. Diese Erniedrigungen finden – anders als die Gewalt gegen Demonstrant_innen – im Alltag der Betroffenen statt. Sie haben daher keine Möglichkeit sich dieser zu entziehen.

Deshalb fordern wir:

Solidarität mit allen Opfern von Polizeigewalt und eine Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus in der Polizei.

Schluss mit der Dethematisierung repressiver Gewalt!

Unterstützt die Kampagne „Ban! Racial Profiling“ und die Kampagne „Gerechtigkeit für Hussam Fadl“, der am 27.9.2016 bei einem Polizeieinsatz auf dem Gelände einer Flüchtlingsunterkunft von hinten erschossen worden ist.